EDI könnte uns die nächsten 15 Jahre begleiten, sagt der IT‑Chef von RAPA

Jan Stočes Aimtec
23. 8. 2022 | 7 Minuten Lesen

Thomas Schott ist seit sechs Jahren für die IT bei Rausch & Pausch (RAPA) verantwortlich. Er sammelt jedoch schon viel länger Erfahrungen in der Informationstechnologie. In den frühen 90er Jahren war er dabei, als namhafte Zulieferer der Automobilindustrie begannen, elektronische Datenaustauschsysteme (EDI) einzuführen. "Dieses Thema begleitet mich in meinem Berufsleben schon seit dreißig Jahren“, sagt der deutsche Manager.

Als Zulieferer für die Automobilindustrie nutzt RAPA selbstverständlich EDI. Und wenn wir uns die Entwicklung der letzten Jahre ansehen, wie hat sich die Bedeutung von EDI in Ihrem Unternehmen im Laufe der Zeit verändert?

Das Thema EDI hat in unserem Unternehmen definitiv an Bedeutung gewonnen. In den letzten Jahren ist es uns gelungen, viele neue Kunden und Lieferanten zu gewinnen, und die Bedeutung von EDI wird immer markanter. Wir nutzen EDI hauptsächlich in drei Bereichen. Zum einen für alles, was Abrufe betrifft, für die Versandlogistik und für die Prozesse rund um die Bearbeitung von Rechnungen.

Wenn Sie EDI als solches betrachten, sehen Sie persönlich irgendwelche Lücken, die geschlossen werden sollten?

Ja, wir wünschen uns noch mehr Informationen in der Interaktion zwischen dem Kunden, dem Spediteur und dem Lieferanten, damit wir den Wareneingang auf unserer Seite besser verfolgen können, aber auch, damit wir unseren Kunden die Möglichkeit bieten können, in Echtzeit zu sehen, wo auf dem Weg zum OEM unsere Produkte sind.

Wie wird sich EDI Ihrer Meinung nach in Zukunft entwickeln? Welche anderen Möglichkeiten sehen Sie neben den von Ihnen erwähnten Verbesserungen beim Transport?

Das Potenzial von EDI spielt bei der weiteren Digitalisierung unserer Geschäftsprozesse eine wichtige Rolle. Wir werden eine engere Integration erleben. Erstens, wie bereits erwähnt, auf der Seite der Transportlogistik, um in Echtzeit zu sehen, wo sich die Waren gerade befinden, und zweitens wird es um die Integration zwischen unseren Lieferanten, unseren Kunden und unserer Produktion gehen.
  

Was ist ein Beispiel für ein solches Zielszenario? Was wird der Gewinn dieses Szenarios sein?

In diesem Fall ist unser Ziel eine Lückenlose Informationskette, die Eintreffdatum, Eintreffzeitfenster, Übergabezeitpunkt, Speditionen, Chargen, Packmittel, vereinfachter bzw. automatisierter Wareneingang umfasst. Was die Kunden betrifft, geht es um eine vollständige Transparenz, wann, welche Ware eintrifft.

Bei kleineren Lieferanten bestand die größte Schwierigkeit darin, sie auf eine EDI-Plattform umzustellen und sie "EDI-ready" zu machen.

Thomas Schott, Vizepräsident, RAPA

Wenn wir zum Thema Cloud wechseln, welche Rolle spielt Cloud im Hinblick auf EDI in Ihrer Gesellschaft?

Ohne einen weiteren Ausbau der Cloud-Dienste wird es nicht möglich sein, die Vorteile von EDI voll auszuschöpfen. Cloud wird zu einem Mittel für eine umfassende und intensivere Vernetzung mit unseren Partnern.
 

Über EDI werden viele Daten ausgetauscht. Welches Potenzial sehen Sie in diesen Daten, ihrer Auswertung, Verwendung usw.?

Ich denke, wir werden mehr Informationen über den Transport und Versandzeiten erhalten, da unsere Werke relativ weit von den Werken der OEM-Hersteller entfernt sind. Ich erwarte also, dass wir in Zukunft mehr Informationen und Einblicke erhalten werden.
 

Welche Art von Informationen oder Daten möchten Sie erhalten?

Potenziale sehe ich im Bereich der Packmittelverbuchungen - Pool oder Kontenabgleich, im Bereich Vendor Managed Inventory, das bedeutet VMI-Funktionalitäten wie Entnahmemeldungen, Bestandsinfo und EDI im Zahlungsverkehr und Zahlungsavisos.

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Glauben Sie, dass EDI in Zukunft beibehalten oder durch eine andere Technologie ersetzt wird?

In Anbetracht der Tatsache, dass EDI seit mehr als 30 Jahren im Einsatz ist und sich die Datenformate in dieser Zeit nur schrittweise weiterentwickelt haben, bin ich davon überzeugt, dass dies auch in den nächsten 10 bis 15 Jahren so bleiben kann, da sich die aktuellen Formate weiter entwickeln werden. Die Frage ist, was wird uns Gaia-X wie schnell bringen wird. Ich hoffe, dass wir damit die Plattform der Zukunft erhalten, aber aus der Erfahrung heraus befürchte ich, dass es viele Jahre dauern wird, bis eine nennenswerte Zahl von Kunden und Lieferanten darauf umsteigt.
 

EDI wird auch von Ihren Lieferanten verwendet. Wie groß ist ihre Bereitschaft, EDI einzuführen oder über dieses Thema zu kommunizieren? Und was war das größte Hindernis bei der Einführung von EDI bei den Lieferanten?

Bei kleineren Lieferanten bestand die größte Schwierigkeit darin, sie auf eine EDI-Plattform umzustellen und sie "EDI-ready" zu machen. Mit Lieferanten, die bereits mit EDI vertraut waren, war es relativ einfach EDI einzuführen, zumal wir dank Aimtec die Realisierung zügig, standardisiert und mit geringem Testaufwand umsetzen konnten.
 

Sie sagen, dass einige der Lieferanten kein EDI benutzten. Haben Sie über die Einführung einer webEDI-Plattform nachgedacht oder planen Sie so etwas in Zukunft, um noch mehr Lieferanten elektronisch zu integrieren?

Das ist sicherlich ein Element, das wir angehen werden, denn ich möchte das Unternehmen aus IT-Sicht komplett digital führen und dazu gehört auch, eine solche Plattform anzubieten.

Damit haben Sie eines der zukünftigen Projekte umrissen. Was planen Sie sonst noch im Bereich EDI?

Neben dem bereits erwähnten Thema der Verbesserung der Kommunikation zwischen uns, unseren Kunden und dem Spediteur, wollen wir auch im Bereich der Zustellung an unsere Kunden arbeiten, damit wir Lieferungen entsprechend ankündigen können.
 

Bezüglich der Kundenlieferungen, gibt es irgendwelche Probleme, mit denen Sie derzeit konfrontiert sind? Haben Sie ein Beispiel für den idealen Zustand oder ein spezifisches Ziel, das Sie in diesem Bereich haben?

Wir streben die vollständige Transparenz im Bereich der Logistik an, wann welche Ware eintrifft und zwar sowohl Ware zu uns als auch unsere Produkte zum Kunden. Was die Probleme betrifft, wir sind ein wenig besorgt, dass die Kunden EDI-Felder für nicht vorgesehene Informationen „missbrauchen“. Hier benötigen wir einen weltweiten Standard und somit eine Abbildung weiterer Information über Standardzusatzfelder.
 

Aus welchen Quellen schöpfen Sie, wenn es um EDI-Themen geht, um sich über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten, und woher nehmen Sie Anregungen für die zukünftige Ausrichtung Ihres Unternehmens aus IT-Sicht?

Hauptsächlich von Aimtec, aber auch in gedruckten oder Online-Medien. Natürlich besuche ich auch Kongresse und führe Debatten mit Kollegen. Aber von Aimtec bekommen wir regelmäßig einen umfassenden Überblick über das, was heute geschieht und was morgen passieren wird.

Gibt es Themen, die Sie verfolgen oder die Sie inspirieren? Was ist der aktuelle Trend in Ihrem Fachgebiet und warum?

Ein sehr wichtiges Thema im Kontext Industrie 4.0 sehen wir in der Datenbereitstellung von Messdaten/Prüfprotokollen über EDI und Anbindung unseres CAQ / ERP Systems. Auch die Implementierung des VMI Prozess: Vendor Management Inventory für den stetigen Austausch der Bestände, Zugänge und Entnahmen, um Vor-Ort-Bestände zu reduzieren und die Disposition zu vereinfachen und die Transportlogistik zu optimieren (Kosten / C02 Reduktion).

Sie möchten mit Kunden und Lieferanten einfach, schnell und zuverlässig kommunizieren, genauso wie bei der Firma RAPA? >> Kontaktieren Sie unverbindlich unseren EDI-Experten.


Wer ist Thomas Schott?

RAPA Schott medailonek

In den frühen 1990er Jahren war der deutsche IT-Manager Thomas Schott dabei, als namhafte Zulieferer der Automobilindustrie begannen, elektronische Datenaustauschsysteme (EDI) einzuführen. Heute, als Verantwortlicher für den IT-Bereich beim Zulieferer RAPA, sieht er EDI als einen unverzichtbaren Bestandteil der Automobilindustrie, der darüber hinaus weiterhin an Bedeutung gewinnt. Sein Ziel ist es, die Kommunikation von RAPA sowohl mit den Lieferanten als auch mit den Kunden zu verbessern und den gesamten Logistikprozess völlig transparent zu machen, so dass alle Glieder der Lieferkette sehen können, wo sich das Material oder Produkt aktuell befindet. Sein wichtigster Verbündeter dabei ist das tschechische Unternehmen Aimtec, das sich auf die Optimierung und Digitalisierung von Prozessen in der Automobilindustrie spezialisiert hat.


 
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