Wie lassen sich Prozesse in der Automobilindustrie standardisieren, ohne dass die Flexibilität auf der Strecke bleibt?

Marie Mundilová Aimtec
22. 6. 2022 | 5 Minuten Lesen

Wie nutzt ein internationaler Hersteller von Fahrzeugkomponenten das System DCIx von Aimtec zur Standardisierung der Prozesse in seinen Werken? Einen Blick hinter die Kulissen der International Automotive Components Group (IAC) bot der europäische Vice President of IT and Systems Tolga Özkundakci, der im September 2021 auf der Konferenz TAL (Trends in Automotive Logistics) in Pilsen sprach. Thema seines Vortrags war die Suche nach der richtigen Balance zwischen dem Trend globaler Unternehmen zur Standardisierung und der Notwendigkeit, im Interesse der Befriedigung unterschiedlichster Kundenbedürfnisse flexibel zu bleiben.

Globalisierung beherrscht die Welt

Unternehmen und Industriezweige sind in den letzten 50 Jahren immer internationaler geworden. Während die Globalisierung sicher viele Vorteile hat, ist sie andererseits mit einer Reihe von Problemen verbunden. Über Ländergrenzen hinweg aktive multinationale Unternehmen müssen mit unterschiedlichen Kulturen, Sprachen und Herangehensweisen fertig werden, ganz zu schweigen von rechtlichen Anforderungen, die sich für einzelne Standorte wesentlich unterscheiden können.

Für ein Produktionsunternehmen wie IAC besteht die größte Herausforderung der Globalisierung in der Aufrechterhaltung der betrieblichen Effizienz. Wie lässt sich Operational Excellence erreichen? Tolga Özkundakci behauptet, dass der digitalen Transformation von Werken und Anlagen eine Schlüsselrolle zukommt.

Standardisieren oder flexibel sein?

Wie aber sollte die digitale Transformation angegangen werden? Viele Experten setzen auf Standardisierung, die sie als unverzichtbar für Geschäfts- und Informationsprozesse ansehen, weil sie Variabilität und Kosten reduziert sowie bessere Qualität und Konsistenz gewährleistet.

Andere hingegen schwören auf Flexibilität, die ihrer Meinung nach die einzige Möglichkeit ist, relevant zu bleiben und die Fähigkeit zur Befriedigung unterschiedlicher Kundenbedürfnisse aufrecht zu erhalten.

Sollte also Standardisierung gegenüber Flexibilität den Vorrang haben? Eine allgemeingültige Antwort gibt es nicht. Zwischen beiden Optionen muss die optimale Balance gefunden und die bestmögliche Herangehensweise ausgehend von einer sorgfältigen Beurteilung und Analyse der Bedürfnisse gewählt werden – ist es in Ihrem Unternehmen Flexibilität oder überwiegt die Notwendigkeit der Standardisierung von Prozessen?

Das Hauptziel des standardisierten ERP-Systems besteht darin, dass alle europäischen IAC-Werke die gleiche Sprache sprechen, nicht wortwörtlich natürlich.

Wie geht IAC die Standardisierung an?

Tolga stellte fest, dass aktuell eine der schwierigsten Aufgaben für IAC in der Schaffung und Implementierung eines standardisierten ERP-Systems in der gesamten Unternehmensgruppe besteht. IAC betreibt derzeit in 20 Werken quer durch ganz Europa insgesamt 9 verschiedene ERP-Systeme – diese Situation ist natürlich unhaltbar. Daher konzentriert sich die IAC in 2022 vor allem auf die Implementierung eines standardisierten ERP-Systems in ihren europäischen Werken, was in Nordamerika, Afrika und Asien bereits gelungen ist. Übung macht den Meister: Wenn die Implementierung eines neuen ERP-Systems in einem Werk 18 Monate dauerte, sind es jetzt nur noch 3 oder 4 Monate. Ein deutlicher Fortschritt!

Das Hauptziel des standardisierten ERP-Systems besteht darin, dass alle europäischen IAC-Werke die gleiche Sprache sprechen, nicht wortwörtlich natürlich. Alle Werke werden die gleichen Tools und Module nutzen, was ihre Kooperation erleichtert und die Prozesseffektivität verbessert.

Mit Implementierung eines einheitlichen ERP-Systems ist die Standardisierung aber keineswegs abgeschlossen. Im Bereich der operativen Prozesse wächst der Bedarf an kundenspezifischen Lösungen. Und genau hier kommt das System DCIx der Firma Aimtec mit unterschiedlichen Tools fürs Warehouse Management und Manufacturing Execution System ins Spiel.

Aufbau einer standardisierten IT-Infrastruktur – mit Unterstützung durch Aimtec

Zur europaweiten Standardisierung ihrer IT-Systeme entschied sich die IAC Group für eine Kombination aus QAD und dem System DCIx der Firma Aimtec, um globale Standardisierung und betriebliche Flexibilität auszubalancieren. Das System QAD bietet eine standardisierte ERP-Lösung, während DCIx die Anpassung einzelner Prozesse in Produktion und Logistik auf spezifische Anforderungen ermöglicht.

Ausschlaggebend für die Einbeziehung von Aimtec war die vorherige erfolgreiche Kooperation, die bis ins Jahr 2015 zurückreicht, als IAC ein Werk in Přeštice (bei Pilsen, wo Aimtec seinen Sitz hat) errichtete. Das IAC-Werk in Přeštice verfügte damals über eines der komplexesten Fertigungssysteme. Heute nutzt es eine Kombination aus mehreren Modulen des Systems DCIx von Aimtec – MES, JIS, JIT und WMS. Aimtec hilft außerdem beim Einsatz von Asprova APS für progressive Produktionsplanung.

Richtige Balance zwischen Flexibilität und Standardisierung

Damit beide Systeme synchron laufen, entwickelte die IAC Group mehrere unterschiedliche Standardschnittstellen, die sich für die einzelnen Werke unterscheiden. Beim Einsatz des Duos QAD/DCIx wählt das Implementierungsteam die für das jeweilige Werk zweckmäßigste Schnittstelle aus. Dadurch muss IAC Flexibilität nicht für Standardisierung opfern, was nach Auffassung von Tolga Özkundakci allgemein vermieden werden sollte.

Sie interessieren sich für Details? Sehen Sie sich den gesamten Vortrag an (in englischer Sprache):

 


Wer ist Tolga Özkundakci?

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Tolga Özkundakci ist seit über drei Jahren in der IAC Group als European Vice President of IT and Systems tätig. IAC (International Automotive Components Group) zählt zu den führenden internationalen Lieferanten von Systemen und Komponenten für die Automobilindustrie. Der Konzern betreibt 57 Werke in 17 Ländern und beschäftigt aktuell über 18 000 Mitarbeiter. Jährlich erzielt IAC einen Umsatz von über 4 Mrd. USD, wobei 49 % des Absatzes in Europa erzielt werden. IAC liefert Komponenten für Ford, Daimler, General Motors und Volvo. Aktuell liegt der Schwerpunkt auf Fahrzeugen der Kategorien SUV und CUV.


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